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Hintergrund
Die Kolonie von Roanoke war der erste Versuch Englands, eine dauerhafte Siedlung in der Neuen Welt zu gründen. Die Expedition wurde von Sir Walter Raleigh organisiert, einem englischen Entdecker, der die Erlaubnis von Königin Elizabeth I. erhielt, eine Kolonie in Nordamerika zu gründen. Das Ziel war, die spanische Vorherrschaft in der Neuen Welt herauszufordern und den englischen Einfluss auszudehnen.
Erste Versuche (1585)
Raleighs erste Expedition 1585 bestand aus etwa 100 Männern, die unter der Führung von Ralph Lane auf Roanoke Island ankamen. Aufgrund schlechter Versorgung und Konflikten mit den Ureinwohnern verließen diese Siedler jedoch die Insel im Jahr 1586, als eine Flotte unter Sir Francis Drake in der Nähe vorbeikam und ihnen die Rückreise nach England ermöglichte.
Zweiter Versuch: Die „Verlorene Kolonie“ (1587)
1587 wurde eine zweite Gruppe von Siedlern, diesmal etwa 115 Männer, Frauen und Kinder, nach Roanoke entsandt, angeführt von John White. Diese Kolonie sollte sich besser vorbereiten und dauerhaft niederlassen. John White kehrte jedoch kurz nach der Ankunft der Siedler nach England zurück, um dringend benötigte Vorräte zu holen.
Das Verschwinden der Kolonie
Als White im Jahr 1590 nach Roanoke zurückkehrte, fand er die Kolonie vollständig verlassen vor. Es gab keine Anzeichen von Gewalt oder eines Angriffs. Alles, was er fand, war das Wort „Croatoan“, das in einen Baum geschnitzt war, und die Buchstaben „CRO“, die in einen anderen Baum geritzt waren. „Croatoan“ war der Name einer nahegelegenen Insel (heute Hatteras Island) und möglicherweise auch der Name eines indigenen Stammes in der Region.
Theorien zum Verschwinden
Es gibt zahlreiche Theorien, was mit der Kolonie von Roanoke passiert sein könnte:
Integration mit den Ureinwohnern:
Die am häufigsten akzeptierte Theorie besagt, dass die Kolonisten vielleicht von den Croatoan aufgenommen wurden und sich mit den einheimischen Stämmen integrierten, um zu überleben, nachdem sie aufgrund fehlender Vorräte nicht länger eigenständig existieren konnten.
Verhungern oder Krankheiten:
Eine andere Theorie ist, dass die Siedler aufgrund von Nahrungsmangel oder Krankheiten ums Leben gekommen sind. Die Insel Roanoke war relativ isoliert, und ohne regelmäßige Versorgung könnte dies die Siedler gezwungen haben, die Kolonie zu verlassen.
Zerstörung durch einen feindlichen Stamm: Es besteht die Möglichkeit, dass die Kolonisten von einem feindlichen indianischen Stamm angegriffen und getötet wurden, wobei Spuren eines solchen Angriffs möglicherweise im Laufe der Zeit verwischt wurden.
Flucht aufs Festland: Einige Historiker glauben, dass die Kolonisten beschlossen haben könnten, Roanoke zu verlassen und weiter ins Landesinnere zu ziehen, in der Hoffnung, bessere Lebensbedingungen zu finden.
Spanische Invasion: Eine weniger populäre Theorie besagt, dass spanische Truppen, die zu dieser Zeit in Florida stationiert waren, die Kolonie zerstört haben könnten, um den englischen Einfluss in der Region zu schwächen. Es gibt jedoch keine konkreten Beweise für einen solchen Angriff.
Bedeutung und Vermächtnis:
Die „Verlorene Kolonie“ von Roanoke bleibt eines der größten Mysterien der Kolonialgeschichte Nordamerikas. Obwohl es keine endgültige Antwort auf die Frage gibt, was mit den Kolonisten passiert ist, hat diese Geschichte Generationen von Historikern, Schriftstellern und Archäologen fasziniert.